Männergesangverein 1862 e.V. Kleinblittersdorf
Der aktuelle Wahlspruch unseres Vereins lässt sich, wenn auch unter anderer Wortwahl, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts rückverfolgen: sei es die Inschrift der heute noch erhaltenen Gründungsfahne aus dem Jahre 1863 „Grüß Gott – wo man singt da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder” oder die Devise der Sänger nach den Wirren des 1. und 2. Weltkrieges „In Freud und Leid zum Lied bereit“. Diese zeitabhängige sprachliche Gestalt des gleichen Gedankens verdeutlicht die kontinuierliche Freude von Menschen unserer Gemeinde am Chorgesang und an der Geselligkeit.
Erste informelle gesangliche Gemeinschaftsaktivitäten lassen sich in Kleinblittersdorf anhand von Kirchenbüchern bis in das Jahr 1833 nachvollziehen. Die offizielle Gründung des „Gesangvereins Kleinblittersdorf” datiert auf das Jahr 1862. Die ältere Vereinsgeschichte stützt sich vornehmlich auf mündliche Überlieferungen und ist demnach vage und unvollständig. Die ersten Chorproben wurden vermutlich unter Leitung des Lehrers und Organisten N. Herrmann im Gasthaus Emmerich in der Friedhofstraße und später im Gasthaus "Zur Sonne" in der heutigen Elsässer Straße abgehalten. Nachvollziehbare Höhepunkte in der frühen Vereinsgeschichte waren das 25jährige Stiftungsfest, die Teilnahme am Bundessingen 1911 in Großblittersdorf und 1912 in Metz, das 50jährige Jubiläum und die Weihe der neuen Vereinsfahne im Jahre 1925.
Dreimal wurden im Verlauf der Vereinsgeschichte die Phasen kultureller Blütezeit und speziell die Pflege des Chorgesanges durch Kriege unterbrochen. Trotz aller Widrigkeiten, vor allem nach dem 1. und 2. Weltkrieg, fanden sich idealistische Sänger, die einen Neubeginn der Singetätigkeit initiierten und den Verein wieder zu einer leistungsfähigen Chorgemeinschaft führten.
Die Zeit der Völkerbundsverwaltung und die ersten Jahre der Rückkehr des Saargebietes zum Deutschen Reich erlebten den nun als "Männergesangverein" auftretenden Chor in einer Blütephase: einerseits erreichte der Verein durch intensive Probenarbeit ein beachtliches Niveau, das sich anhand von Kritiken bei Wertungssingen und Konzerten nachvollziehen lässt, andererseits zeigte die Durchführung von Liederabenden, Singspielen, Festumzügen und Sängerfesten ein breites Spektrum kulturellen Engagements.
Nach den schrecklichen Ereignissen des 2. Weltkrieges entwickelte sich 1946 – die französische Militärregierung hatte soeben das Vereinsverbot aufgehoben – ein Neuanfang der Aktivität des Männerchores. Nach kurzer Zeit trat der Chor wieder mit Volksliedern und Spielabenden an die Öffentlichkeit. Im September 1951 übernahm Rudi Pütz die Leitung des Vereins. In seiner fast 20jährigen Tätigkeit hatte er den Chor musikalisch geprägt, gesellschaftliche Akzente gesetzt und durch sein geselliges Wesen viel zur inneren Harmonie des Vereins beigetragen. Durch seine integrative Art motivierte er viele Männer für den Chorgesang. Durch einen Ende der 60er Jahre eigens gegründeten Jugendchor konnte er viele Jugendliche für den MGV gewinnen. Zahlreiche Konzerte, Liederabende und Sängerfahrten aus jener Zeit sind bei älteren Vereinsmitgliedern in bester Erinnerung geblieben. Außerdem werden auch heute noch eine Reihe von Liedern aus dieser Zeit mit Begeisterung gesungen.
Der Verein wurde seit dem Ende des 2. Weltkrieges bis Ende der 60er Jahre von folgenden Vorsitzenden erfolgreich geleitet: N. Busch, F. Fünffrock, A. Wigand, E. Pukallus, P. Ambrosius, H. Faerch und H. Jeanrond.
Unter dem Vorsitz von Ewald Pukallus und seinem Präsidenten Albert Wigand feierte der Chor im Jahre 1962 sein 100 jähriges Vereinsjubiläum. Eröffnet wurde das Festjahr am 30.Juni mit einem Jubiläumskonzert im Dom-Theater. Mitwirkende war-en der Männerchor des MGV 1862, das Orchester der Musikfreunde Brebach und die Solistin Frau Rosel Mohr-Adam. Die Gesamtleitung des Konzertes unterstand dem langjährigen und verdienten Dirigenten Rudi Pütz. Mit einem großen Festprogramm mit Festzug, Freundschaftssingen und Musizieren vom 7. bis 9. Juli im Festzelt auf dem alten Schulhof in der Ortsmitte schloss der Jubiläumsverein auch die Kleinblit-tersdorfer Bürger und die befreundeten Chöre und Musikvereine in seine Feierlichkei-ten mit ein. Stolz und Freude erfüllte die Vereinsmitglieder auch über die feierliche Verleihung der Zelter Plakette am 1.Juli 1962 durch den Ministerpräsidenten des Saarlandes Dr. Franz-Josef Röder. Die vom 1.Bundespräsidenten der Bundesrepublik Prof. Th. Heuß gestiftete „Zelter-Plakette“ erhielt der MGV als Anerkennung seiner kulturellen Tätigkeit und seiner Verdienste um das Deutsche Lied. Carl Friedrich Zelter, Musiker und Komponist, war der Begründer des Männergesangvereines „Berliner Liedertafel“. Er war ein Duzfreund J.W.v.Goethes und komponierte etwa 200 Lieder und vertonte zahlreiche Gedichte von Goethe.
1971 übernahm Prof. Dr. C.-H. Mahling als Dirigent die Leitung des Chores. Sein musikalischer Sachverstand und sein pädagogisches Geschick führten den Chor zu einem hohen musikalischen Niveau. Begünstigt wurde dies durch die Persönlichkeit und Fachkompetenz des Dirigenten und von der Tatsache, dass der Chor Mitte der 70er Jahre eine Aktivenstärke von 50-60 Sängern erreichte. Dies erlaubte das Einstudieren und Aufführen anspruchsvoller Chorliteratur, die eine gewisse Zahlenstärke voraussetzt.
Die zweiwöchige Konzertreise nach Finnland im April 1973, die Chor- und Orchesterkonzerte im Dezember 1975 und im Juni 1977 in der Spiel- und Sporthalle in Kleinblittersdorf und die erfolgreiche Teilnahme am Kreisleistungssingen der Stufe II mit dem Möricke - Zyklus von K. Lissmann im Herbst 1976 in Lauterbach zeugen stellvertretend für zahlreiche Höhepunkte des musikalischen Schaffens des Chores in den 70er Jahren. Auch heute noch kann der MGV aus dem breitgefächerten Repertoire jener leistungsorientierten Zeit schöpfen.
Während die 50er, 60er und 70er Jahre von innerer Stabilität und kontinuierlichem Aufschwung gekennzeichnet waren, stellten die 80er Jahre eine Spanne des Umbruchs und der Orientierungssuche dar. Zum häufigen Wechsel der musikalischen Leitung kam die Sorge um den Bestand an aktiven Sängern, zumal ältere ausscheidende Chormitglieder trotz intensivster Bemühungen nicht in gleichem Maße von jungen Sängern ersetzt werden konnten; ein Problem von dem damals als auch heute viele Männerchöre betroffen waren bzw. sind.
Der Männergesangverein sang in diesen Jahren unter den guten bis hervorragenden Dirigenten W. Warken (1979-1981), H. Kirsch (1981-1984), W. Heinzel (1984-1986), H. Bennent (1986-1988) und W. Jaeger (1988-1991) und präsentierte sich auch in dieser schwierigen Zeit mit sehr guten Leistungen in der Öffentlichkeit. Zu den Höhepunkten der 80er Jahre gehörten das gemeinsame Festkonzert des MGV mit dem Rhos Cwmtawe Male Choir aus Wales und dem Männerchor Riegelsberg im Herbst 1982 in der hiesigen Spiel – und Sporthalle, die Konzertreise nach Wales an Ostern 1984, die Gemeinschaftskonzerte der Chöre und Musiker unter der Leitung des Kapellmeisters W. Heinzel in Dudweiler, Kleinblittersdorf und Riegelsberg im Frühjahr 1986 und das Konzert "Herbst und Wald" unter der Leitung von R. Bennent im November 1987 im Reblausschloss.
Aus dem innigen Wunsch aller Vereinsmitglieder, junge Menschen für den Chorgesang zu gewinnen, wurde im April 1990 auf Initiative des damaligen Vorsitzenden W. Wack ein Jugendchor aus Jungen und Mädchen gegründet. Der junge Dirigent B. Rabung, der seit Beginn des Jahres 1991 auch den Männerchor leitete, verstand es, Jugendliche für den Chorgesang zu begeistern und in wenigen Monaten zu einer erfolgreichen Singgemeinschaft zu formen. Das gekonnte Auftreten beim "Tag der Jugend" des SSB im Oktober 1990 und zahlreiche Auftritte und Aktivitäten zeugten von einer zielgerichteten und erfolgreichen Jugendarbeit.
Der Männerchor profitierte in den ersten Folgejahren von engagierten jungen Sängern, die auf diesem Wege auch ihre Liebe für den Männerchor entdeckten. Das positive Schaffen unter der Leitung von B. Rabung konnte mit der erfolgreichen Teilnahme am Wertungssingen in Güdingen, bei einem gelungenen Liederabend im November 1991 im Reblausschloß unter Mitwirkung des Jugendchores, beim Jubiläumskonzert zum 130jährigen Bestehen sowie beim Kirmeskonzert 1993 mit dem Blasorchester und bei sonstigen Auftritten unter Beweis gestellt werden. Resümierend können im Nachhinein die 90er Jahre als eine Phase der Konsolidierung des Männergesangvereins eingestuft werden.
Von 1994 – 1998 leitete Alexander Ghobrial den Männerchor und konnte mit seinem Wirken an den positiven Trend der frühen 90er Jahre anknüpfen. Höhepunkte unter seiner Leitung waren das Weihnachtskonzert 1995 in der kath. Pfarrkirche mit dem Frauenchor Bischmisheim, unserem Jugendchor, einem Kammerorchester sowie verschiedenen hervorragenden Solisten, das Jubiläumskonzert zum 135jährigen Bestehen sowie die Veranstaltung "Musik und Gesang zur Weihnachtszeit" im Dezember 1997.
Weder das große Engagement einiger Sänger bei der Jugendarbeit noch der Musiksachverstand der Dirigenten und Dirigentinnen konnten auf Dauer die Altersstruktur des Jugendchores bzw. die Mitarbeit Jugendlicher im Männerchor sichern. Kritische Reflexion und Ursachenforschung führten nicht zur Ursachenfindung, ließen hingegen eine gewisse Ratlosigkeit vor allen bei den Engagierten zurück.
Vom Beginn der 70er Jahre bis heute wurde der Männergesangverein von folgenden Vorsitzenden erfolgreich geführt: Werner Hoffstetter, Herbert Hartz, Richard Henz, Wilhelm Wack, August Drexler und Ernst Andres.
Auf Initiative des unermüdlichen 1. Vorsitzenden E. Andres wurde Ende 1999 ein Gospelchor gegründet, durch den Sänger und Sängerinnen angesprochen wurden, die diese modernere Art des Gesanges lieben und gekonnt praktizieren. Die musikalischen Darbietungen in der vergangenen Zeit sind ein positives Beispiel für eine engagierte und erfolgreiche Arbeit.
Leiterinnen des Gospelchores und des Jugendchores waren von 1999 bis 2004 Frau Stefanie Salakiaku und von 2004 bis 2006 Frau Karoline Philippi ; seit 2006 leitet Frau Karin Noe die beiden Chöre. 2010 wurden das 20jährige Bestehen des Jugendchores und das 10jährige Bestehen des Gospelchores Humble Voices mit einem Konzert in der Spiel- und Sporthalle gefeiert. Beispiele für das erfolgreiche Schaffen dieser beiden Chorsparten sind die Auftritte bei den gemeinsamen Herbst- und Weihnachtskonzerten, die Teilnahme am Chorfestival in St. Ingbert und an den Sacro Song Festivals in Oberwürzbach, sowie das Engagement beim Open-Air-Konzert ‚Stadt Klang Fluss’ von SCV und SR3 in Saarbrücken. Höhepunkte der Aktivitäten des Jugendchores waren u.a. die Aufführungen des Kindermusicals ‚Tabaluga’ und der Kinderoper ‚die Goldkinder’ im Ruppertshof.
Der Männerchor wird seit 1998 hervorragend von Herrn N. Karrenbauer geleitet. Erwähnt werden sollen stellvertretend für viele gekonnte Auftritte der letzten Jahre die Frühjahrskonzerte 1999 und 2001, das Festkonzert zum 140jährigen Bestehen sowie die Herbstkonzerte 2001, 2003 und 2004 mit dem Jugendchor, dem Gospelchor und den bekannten Solisten Otto Daubner und Volker Philippi vom saarländischen Staatstheater. Erwähnenswert ist außerdem die Mitwirkung bei den seit 2001 stattfindenden gemeinsamen Weihnachtskonzerten des Blasorchesters, des katholischen Kirchenchores und des Männergesangvereines mit seinen 3 Sparten, die sich mittlerweile als jährliche kulturelle Höhepunkte in der Vorweihnachtszeit in unserer Gemeinde etabliert haben.
Im Jahre 2007 wurde ein loser Zusammenschluss der Männerchöre Sitterswald, Auersmacher und Kleinblittersdorf zum ‚Männerchor Obere Saar’ beschlossen. Im Frühjahr des Folgejahres fanden die ersten Konzerte des Chorverbundes in den 3 Gemeinden statt, die aufgrund der
Qualität des Gesanges und der Quantität an Männerstimmen großen Anklang fanden.
Seither gab es verschiedene Gelegenheiten des gemeinsamen Singens und des gegenseitigen Aushelfens bei Auftritten der Einzelchöre in ihrem lokalen Umfeld.
Über das Musikalische hinaus haben in den vergangenen Jahren vielfältige gesellige Veranstaltungen und Aktivitäten öffentlicher bzw. interner Natur einen festen Stellenwert im Vereinsgeschehen des MGV eingenommen: genannt seien hier nur die beliebten Sänger- und Familienfahrten, die Jahresabschlussfeiern, die seit 1999 jährlich in der restaurierten Scheune der Familie Degott stattfindenden Scheunenfeste an der Lenn und die Mitgestaltung der Kirmes.
Besonders erwähnenswert im Vereinsleben des MGV war sicherlich die von 1989 - 2005 aufgelegte Chorzeitung unter der professionellen Redaktion von E. Andres, die einen umfassenden Überblick über alle wichtigen Vereinsaktivitäten gab und für die Kommunikation zwischen Aktiven, Inaktiven und Interessierten von besonderer Bedeutung war. Ebenso wurde vom Vorsitzenden seit Ostern 2003 eine Homepage des Vereines unter der Adresse www.mgv-kleinblittersdorf.de ins Internet gestellt, die auch über die Gemeindegrenzen hinweg ausführliche allgemeine und aktuelle Informationen zum Verein gibt.
Von allgemeiner Bedeutung für die rechtliche Stellung des Männergesangvereins ist die Satzungsänderung aus dem Jahre 2003, in der die Gemeinnützigkeit des Vereines verankert wurde.
Hans Drexler
Ergänzungen zur Thematik Sängerfahrten:
(In Anlehnung an die Veröffentlichung ‚Sängerfahrten’ in der Jubiläumsausgabe Chorzeitung Ausgabe Nr. 51, Jahrgang 2002/1, S. 39-41; endet mit der Sängerfahrt im August 2002)
Aug. 2003 Bamberg
Sept. 2004 Neubulach bei Calw
Sept. 2005 Saarburg / Schwarzerden
Sept. 2006 Freiburg
Sept. 2007 Bensheim / Speyer
Sonstige Fahrten:
2009 Männer- und Gospelchor -> Tagesfahrt zum Weinfest nach Bockenheim
2009 Gospelchor -> Chorfahrt nach Hermeskeil